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INTERNET CORNER: Dr. Google als Konsiliarius?
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- Zusammenfassung: Etzel Gysling
- infomed screen Jahrgang 19 (2015)
, Nummer 5
Publikationsdatum: 23. September 2015 - PDF-Download dieses Artikels (automatisch generiert)
Heute lässt sich bald jedermann über eine Suchmaschine Internet-Informationen zu Beschwerden, Symptomen und Befunden vermitteln. Wen wundert es, dass man bereits vom Dr. Google spricht? So sehr ich es befürworte, dass sich möglichst viele Leute gut über gesundheitliche Belange informieren, so sehr möchte ich davor warnen, «Google-Informationen» generell als bare Münze zu nehmen. Zu Recht kritisiert eine amerikanische Ärztin, ein Grossteil der im Internet auffindbaren «medizinischen» Information sei veraltet, von (finanziellen) Interessen beeinflusst und ungenügend dokumentiert (siehe: http://goo.gl/kvwfS4). Google hat diese Problematik erkannt und versucht, etwas Gegensteuer zu geben. So werden Suchende in den USA schon bald zu mehr als 900 «health conditions» medizinisch geprüfte Informationen finden (siehe: http://goo.gl/EPIqMP). Ob diese unter anderem von Fachärzten der Mayo-Klinik verifizierten Informationen brauchbar sind, kann man überprüfen, wenn man auf der amerikanischen Google-Site (http://www.google.com/ncr) z.B. nach «pneumonia» oder «hay fever» sucht. Es ist anzunehmen, dass diese Art von Information bald auch in europäischen Google-Resultaten auftauchen wird.
Wenn nun also die meisten Internet-Fundstücke zu medizinischen Themen eher fragwürdig sind, könnten Google und Konsorten für Fachleute dennoch nützliche Resultate erbringen? Da müssen wir uns immer wieder neu bewusst machen, dass man immer – auch bei Artikeln in den angesehensten Fachzeitschriften – mit Interessenkonflikten rechnen muss. Diese sind nicht immer sehr transparent, beeinflussen aber unweigerlich die Darstellung und die Interpretation von Studienresultaten. Auch für Fachleute ist also grosse Vorsicht angezeigt.
Es kann sich aber dennoch lohnen, auch einmal von der Google-Suchfläche aus zu suchen. Besonders auch zu neueren Medikamenten gelingt es manchmal so, neue Studienresultate, neu entdeckte Nebenwirkungen oder Behördenentscheide aufzufinden. Interessiert man sich z.B. nach dem neuen FDA-Warnhinweis zu Canagliflozin (vgl. http://www.infomed.ch/bdn.php?bdnid=739), so findet sich aktuell (Mitte September 2015) ein entsprechender Link bereits auf der ersten Resultateseite, auch wenn man nur «Canagliflozin» als Suchbegriff eingegeben hat. Dabei bewährt sich oft auch, in den «News» nachzuschauen. Generell gilt natürlich immer: trau, schau wem!
Wenn man erwartet, Dr. Google würde besonders brillieren, wenn man Google Scholar (http://scholar.google.com) verwendet, ist man vielleicht enttäuscht. Diese spezielle Suchmaschine ist resolut auf wissenschaftliche Literatur ausgerichtet, was in Bezug auf die Tagesaktualität nicht ideal ist. So findet man die erwähnte FDA-Warnung (erhöhtes Frakturrisiko unter Canagliflozin) zur Zeit mit Google Scholar noch nicht. Anderseits deckt Google Scholar ein weit grösseres Feld ab als Pubmed (siehe: https://goo.gl/zF9tX8) und produziert entsprechend zu jedem Suchbegriff mehr Treffer. Wenn ich keine sehr umfassende Literaturrecherche machen muss, ziehe ich die übersichtlicheren Pubmed-Resultate allerdings vor.
Etzel Gysling
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