Thromboseprophylaxe bei unklaren Spontanaborten?

  • r -- Kaandorp SP, Goddijn M, van der Post JA et al. Aspirin plus heparin or aspirin alone in women with recurrent miscarriage. N Engl J Med 2010 (29. April); 362: 1586-96
  • Zusammenfassung: Anne Witschi
  • infomed screen Jahrgang 14 (2010) , Nummer 4
    Publikationsdatum: 1. Juli 2010
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Rund 5% aller schwangeren Frauen erleben wiederholte Spontanaborte. In der Hälfte der Fälle kann keine diagnostizierbare Ursache gefunden werden. Man vermutet, dass Thrombosen in den Deziduagefässen eine Rolle spielen könnten. Mit der vorliegenden Studie wollte man in Erfahrung bringen, ob sich die Häufigkeit unklarer Spontanaborte durch eine Thromboseprophylaxe reduzieren lässt. 364 Frauen mit der Anamnese von mindestens 2 Spontanaborten erhielten täglich 80 mg Acetylsalicylsäure (Aspirin® u.a.) allein oder in Kombination mit 100 mg niedermolekularem Heparin oder nur Placebo. Die Frauen waren durchschnittlich 34 Jahre alt und hatten entweder einen Kinderwunsch oder waren bereits (seit weniger als 6 Wochen) schwanger. Die antithrombotische Behandlung wurde bereits vor der Schwangerschaft begonnen und bis zur 36. Schwangerschaftswoche weitergeführt.

82% aller teilnehmenden Frauen wurden schwanger, 66% derjenigen, die schwanger geworden waren, gebaren ein Kind. Bezüglich Geburtenrate konnte kein Unterschied zwischen den drei Behandlungsgruppen festgestellt werden, unabhängig davon, ob sich die Berechnungen auf alle Teilnehmenden bezogen oder nur auf die Frauen, die schwanger geworden waren.

Die Autorinnen und Autoren räumen selber ein, dass die Studie einige Mängel aufweist. Klare Empfehlungen lassen sich deshalb aus den Resultaten nicht ableiten. Zum Beispiel wurde die Definition des rezidivierenden Spontanabortes sehr weit gefasst, Heparin wurde nicht doppelblind verabreicht und die Compliance der teilnehmenden Frauen war eher schlecht. Des weiteren wurde die Studie aus nicht klar ersichtlichen Gründen vorzeitig abgebrochen, so dass die statistisch erforderliche Anzahl Teilnehmerinnen knapp nicht erreicht wurde. Es stellt sich zudem die Frage, warum die Ursache der 95 während der Studie aufgetretenen Spontanaborte nicht eruiert wurde, zumal nur 50% aller Spontanaborte ungeklärt bleiben. Aus diesen Gründen könnte der Nutzen einer antithrombotischen Therapie unterschätzt worden sein.

Zusammengefasst von Anne Witschi

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Thromboseprophylaxe bei unklaren Spontanaborten? ( 2010)