Mammographie-Screening bei 40- jährigen Frauen?

  • r -- Moss SM, Cuckle H, Evans A et al. Effect of mammographic screening from age 40 years on breast cancer mortality at 10 years’ follow-up: a randomised controlled trial. Lancet 2006 (9. Dezember); 368: 2053-60 [Link]
  • Zusammenfassung: Marcel Zwahlen
  • Kommentar: Marcel Zwahlen
  • infomed screen Jahrgang 11 (2007) , Nummer 2
    Publikationsdatum: 1. März 2007
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Studienziele
In dieser randomisierten Studie in Grossbritannien wurde untersucht, wie stark die Brustkrebsmortalität durch ein systematisches, bei Frauen zwischen 40 und 48 Jahren jährlich durchgeführtes Mammographie-Screening reduziert werden kann.

Methoden
160'921 Frauen von 39 bis 41 Jahren wurden nach dem Zufall in zwei Gruppen eingeteilt: 53'914 in die Interventionsgruppe, 107'007 in die Kontroll-Gruppe. Frauen in der Interventionsgruppe wurden bis zu ihrem 48. Lebensjahr jedes Jahr zu einem Mammographie-Screening eingeladen. Primäre Endpunkte waren die brustkrebsspezifische und die Gesamtmortalität.

Ergebnisse
Nach einer durchschnittlichen Beobachtungszeit von 10,7 Jahren wurde für die brustkrebsspezifische Mortalität in der Mammographie-Gruppe eine relative Risikoreduktion von 17% im Vergleich zur Kontroll-Gruppe festgestellt (Relatives Risiko RR 0,83, 95% CI 0,66–1,04). Die absolute Risikoreduktion betrug 0,40 pro 1’000 zum Screening eingeladene Frauen (95% CI 0,07–0,87). Bezüglich Gesamtmortalität ergab sich für die Screening-Gruppe im Vergleich zur Kontroll- Gruppe eine relative Risikoreduktion von 3% (RR 0,97, 95% CI 0,89–1,04). Die Unterschiede in brustkrebsspezifischer und Gesamtmortalität waren statistisch nicht signifikant.
Die Resultate dieser Studie wurden in einer Meta-Analyse zur Brustkrebsmortalität mit denjenigen von sieben früheren Mammographie-Studien kombiniert. Die Analyse ergab eine relative Risikoreduktion von 16% (RR 0,84, 95% CI 0,74– 0,95).

Schlussfolgerungen
Die Resultate dieser Studie sind kompatibel mit denjenigen anderer Studien zur Wirksamkeit des systematischen Mammographie- Screenings bei Frauen ab 40 Jahren und weisen auf eine Reduktion der Brustkrebsmortalität von rund 16% über einen Zeitraum von 10 Jahren hin. In der Studie wird festgehalten, dass bei Entscheiden bezüglich Screening- Empfehlungen die Kosten und der durch das Screening verursachte Schaden (Zusatzabklärungen, Strahlenbelastung) mitberücksichtigt werden müssen.

Zusammengefasst von Marcel Zwahlen

Diese methodisch sauber durchgeführte randomisierte Studie ist ein weiterer wichtiger Puzzle-Stein in der Diskussion zum systematischen Mammographie-Screening und verstärkt die vorhandene Datenlage. Die vorliegende und andere Studien zeigen, dass mit einem systematischen Mammographie-Screening über einen Zeitraum von 10 Jahren bei Frauen ab 40 Jahren eine bescheidene Reduktion der Brustkrebsmortalität erzielt werden kann. Der Effekt auf die Gesamtmortalität ist wahrscheinlich gering. Aufgrund dieser Resultate ist schwierig zu beantworten, ob ein systematisches Mammographie-Screening für alle Frauen ab 40 empfohlen werden soll. In der untersuchten Population mussten rund 2’500 Frauen zum Screening eingeladen werden, um einen Brustkrebstodesfall zu verhindern (95% Vertrauensintervall: 1’150 bis unendlich). Über den Beobachtungszeitraum hat dies zu etwa 17'000 Screening-Einladungen geführt. Bei dieser hohen Zahl werden auch die nicht primär erwünschten Folgen des Screenings wichtig, nämlich: notwendige Zusatzabklärungen, Biopsien und auch die Strahlenbelastung, die damit schon ab dem 40. Lebensjahr erhöht wird. In der Schweiz steht das Mammographie-Screening für Frauen zwischen 40 und 49 Jahren nicht zur Debatte, da hier die Entscheidung weiterhin aussteht, ob für Frauen ab 50 Jahren ein gesamtschweizerisches, qualitativ gutes systematisches Mammographie-Screening eingeführt werden soll.

Marcel Zwahlen

Standpunkte und Meinungen
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Mammographie-Screening bei 40- jährigen Frauen? ( 2007)