Bild des Monats Januar 2008: Efeu (Hedera helix)
Bild des Monats Februar 2008: Buchsblättrige Kreuzblume (Polygala chamaebuxus)
Bild des Monats März 2008: Hundszahn-Lilie (Erythronium dens-canis)
Bild des Monats April 2008: Ragwurzen (Ophrys spec.)
Bild des Monats Mai 2008: Fieberklee (Menyanthes trifoliata)
Bild des Monats Juni 2008: Himmelsleiter (Polemonium caeruleum)
Bild des Monats Juli 2008: Grossblütiger Fingerhut (Digitalis grandiflora)
Bild des Monats August 2008: Himmelsherold (Eritrichium nanum)
Bild des Monats September 2008: Wiesen-Alant (Inula britannica)
Bild des Monats Oktober 2008: Kornelkirsche (Cornus mas)
Bild des Monats November 2008: Irisgewächse Südafrikas
Bild des Monats Dezember 2008: Schwarzdorn (Prunus spinosa)
Hedera ist der lateinische Name für die Pflanze, welchen schon die alten Römer verwendeten, und helix bedeutet spiralig. Der Efeu ist ein kletternder, immergrüner Strauch, der bis 20 m hoch werden kann. Er ist der einzige Vertreter der Familie Araliaceae in unseren Breitengraden – die Familie kommt vor allem in den Tropen vor.
Die Blüten sind unscheinbar und bieten im September und Oktober Nahrung für Bienen, also in einer Zeit, in der das Angebot an Nektar sehr gering ist. Die Früchte reifen über den Winter und entwickeln sich bis zum Frühling zu schwarzen Beeren. Die Samenverbreitung geschieht durch Vögel, welche die Beeren fressen und die Samen über den Kot ausscheiden.
Interessant sind die unterschiedlichen Blattformen: junge Triebe mit den Haftwurzeln haben drei- bis fünflappige Blätter. Die erwachsenen Sprosse tragen die Blüten (später Beeren) und haben ungeteilte ovale bis rhombische Blätter. Efeupflanzen können bis über 400 Jahre alt werden.
Der Efeu ist kein Schmarotzer, schadet also dem Baum nicht – und eine mit Efeu bewachsene Mauer bietet vielen Insekten, Vögeln und anderen Tieren Unterschlupf.
Der Efeu ist in ganz Europa von den Ebenen bis in mittlere Bergstufen verbreitet, auch in der Schweiz.Sämtliche Pflanzenteile des Efeus sind auf Grund des Saponingehalts giftig. Naturheilkundler kennen schon lange die heilende Wirkung der Pflanze: Efeublätter finden Verwendung in Mitteln gegen Bronchitis; sie werden gerne in der Kinderheilkunde eingesetzt.
Die Pflanze wird auch Alpen-Zwergbuchs genannt und kann an trockenen, sonnigen Standorten bereits im Januar und Februar blühen. Die Hauptblütezeit ist je nach Höhenstufe April bis Juni. Der Name Polygala leitet sich vom griechischen polys = viel und Gala = Milch ab. Einen Milchsaft hat Polygala indes nicht, möglicherweise bezieht sich der Name indirekt auf die Qualität als Futterpflanze. Dies trifft für unsere Polygala sicher nicht zu, sie ist nämlich ein verholztes Pflänzchen und wächst auch nicht in Wiesen, sondern an trockenen, manchmal sogar felsigen Standorten (Waldränder oder Gebüsche).
Die Kreuzblumen sehen auf den ersten Blick aus wie Schmetterlingsblütler: die Blüten sind zweiseitig symmetrisch, die Krone ist ein „Schiffchen“. Die Blätter sind im Gegensatz zu den Fabaceae aber oval bis lanzettlich und ganzrandig. Die Polygalaceae bilden eine eigene Pflanzenfamilie mit rund 1000 Arten, welche kosmopolitisch ist, d.h. auf allen Kontinenten auftritt.
Unsere Kreuzblume kommt von der kollinen bis in die alpine Höhenstufe vor. Das Verbreitungsgebiet in der Schweiz weist aber eigenartige Lücken auf: im Jura und im westlichen Mit-telland kommt sie nicht oder selten vor. In den Südalpen gibt es eine grossblütige Form mit roten Blüten, die in manchen Büchern als eigene Unterart geführt wird.
Eine medizinische Verwendung ist mir nicht bekannt, die Pflanze wird aber als Duftpflanze angeboten.Wenn man im März durch die Buchenwälder des Sottoceneri streift, kann man neben Primel, Blaustern, Nieswurz, Immergrün und Lerchensporn auch diese schöne Lilie finden.
Auf den ersten Blick meint man, es mit einer Cyclame (Alpenveilchen) zu tun zu haben, doch gehört der Hundszahn zu den Liliengewächsen. Er hat eine charakteristisch zahnartig gebogene Zwiebel, woher sich auch der Name ableitet. Oft werden Nebenzwiebeln ausgebildet und die Art ist daher relativ leicht zu vermehren und zu kultivieren.
Der Hundszahn wird 10 - 25 cm hoch. Auffallend sind die 2 grund- und gegenständigen Laubblätter mit den charakteristischen grünen Flecken. Die Blüten sind rosa (manchmal weiss), innen am Grund gelb und oft nach aussen gebogen und zurückgeschlagen. Die Staubblätter sind grauschwarz.
Das Vorkommen in der Schweiz beschränkt sich neben dem Südtessin auf den Kanton Genf. An einigen Orten, z.B. im Kanton Neuenburg wurde versucht, die Pflanze anzusiedeln – mit geringem Erfolg.
Das Verbreitungsgebiet der Hundszahn-Lilie ist gross, es reicht von Portugal über Spanien, Frankreich und Italien bis Nordgriechenland (ein isoliertes Vorkommen im Kaukasus). Sie wächst vor allem in Laubwäldern der kollinen Stufe, steigt aber z.B. in der Grigna (östlich des Comersees) bis auf 1'700 m.Die Pflanze ist überall selten und steht unter strengem Naturschutz.
Wenn bei uns noch der Winter ein letztes Gastspiel gibt wie dieses Jahr, empfiehlt es sich im April in den Mittelmeerraum auszuweichen.
Die Ophrys gehört zu den faszinierendsten Orchideen unserer Flora. Die Blüten gleichen behaarten Insekten und die Vielfalt – auch innerhalb einer Population am selben Standort – ist verwirrend. Orchideen allgemein und die Ophrys ganz speziell sind noch in voller Entwicklung und bastardieren auch häufig. Das Verbreitungszentrum ist der östliche Mittelmeerraum, also die Türkei, Griechenland und die ägäischen Inseln, doch kommen auch Ophrys-Arten im ganzen Mittelmeerraum und in warmen Lagen Mitteleuropas vor.
Die beiden abgebildeten Arten sind links die Kretische Ragwurz (Ophrys cretica) und rechts die Spiegelragwurz (Ophrys speculum), beide im Monat April auf Kreta bzw. in Portugal aufgenommen.
Wie erwähnt ähneln die Blüten - speziell die „Lippe“ - Insekten und werden deshalb als Sexualtäuschungsblüten bezeichnet. Zusätzlich werden Duftstoffe der weiblichen Insekten nachgeahmt, um Bestäuber anzulocken. Man weiss heute auch, dass jede Ophrys-Art seinen speziellen Bestäuber, z.B. eine bestimmte Wespenart hat.
Auch wenn diese Pflanze kein Klee ist – die Blätter erinnern doch sehr stark an diese Gattung. Die Blüte allerdings zeigt deutlich, dass es sich nicht um einen Schmetterlingsblütler handelt.
Zusammen mit dem seltenen, gelb blühenden Teichenzian (Nymphoides peltata) gehört der Fieberklee zu einer eigenen Familie der Fieberkleegewächse (Menyanthaceae).
Der Fieberklee ist eine eurasiatische Pflanze und in der Schweiz recht verbreitet. Um ihn aus der Nähe zu betrachten, braucht es wasserdichtes Schuhwerk: er wächst in Sümpfen, oft sogar im Wasser stehend am Ufer von Teichen und Tümpeln. Der Fieberklee ist eine Pionierpflanze, die in Flachwasser vordringt, zur Verlandung beiträgt und so den Lebensraum für andere Arten bereitet, von denen er schliesslich verdrängt wird.
Die fünfzähligen Blüten sind weiss oder rosa, innen bärtig, was dem Blütenstand einen gefransten Aspekt gibt.
Der Fieberklee wird erst seit dem Mittelalter in den großen Kräuterbüchern (Tabernaemontanus, Bock) erwähnt, war also in der Antike nicht gebräuchlich. Die bitter schmeckende Droge, die aus den getrockneten und zerkleinerten Blüten besteht, wird bei Galle- und Leberleiden angewandt und wirkt verdauungsfördernd und appetitanregend (ist auch Bestandteil von Magenbittern). In neuerer Zeit hielt Pfarrer Kneipp grosse Stücke als Blutreinigungsmittel auf ihn. Trotz des Volksnamens gibt es keinen wissenschaftlichen Nachweis für eine fiebersenkende Wirkung.Diese attraktive Pflanze wird auch als Gartenpflanze gezüchtet. Andere deutsche Namen sind Jakobsleiter oder Sperrkraut. Die intensiv blaue Farbe, der aufrechte Wuchs und die Form der Blätter haben wohl zu den biblisch inspirierten Namen geführt!
In der Natur wächst sie in der Schweiz in 2 getrennten Verbreitungsarealen – in Graubünden und im südwestlichen Jura (etwa bis Solothurn). Standorte sind Hecken, Hochstaudenfluren, aber auch Weiden. Die Himmelsleiter blüht in den Monaten Juni bis August. Sie ist eine gute Nektarpflanze für Insekten, von denen sie auch bestäubt wird.
Die Himmelsleiter ist die einzige Vertreterin der Familie der Sperrkrautgewächse (Polemoniaceae) in der einheimischen Flora. Der Verbreitungsschwerpunkt dieser Familie liegt in Amerika. Andere bekannte Gartenpflanzen aus dieser Verwandtschaft sind der Phlox und die Glockenrebe.
Der viel bekanntere Rote Fingerhut kommt in der Schweiz ausser in Gärten recht selten vor. Wenige Kilometer nördlich der Schweizer Grenze ist er aber im Schwarzwald sehr verbreitet (wegen des sauren Granitbodens).
Der gelb blühende Digitalis grandiflora ist hingegen in der Schweiz weit verbreitet: er wächst in den montanen bis subalpinen Höhenstufen, und zwar nördlich und südlich der Alpen. Der Standort sind Wiesen und lichte Wälder, in den Bergen auch Geröllfelder (siehe Bild aus den Churfirsten). Der Fingerhut wird vor allem von Hummeln bestäubt.
Die Wirkstoffe des Fingerhuts sind Herzglykoside, die heute überwiegend aus dem Wolligen Fingerhut (Digitalis lanata) gewonnen werden. Herzglykoside regen den geschwächten Herzmuskel an, sich wieder stärker zusammenzuziehen. Im therapeutischen Einsatz von Digitalis steht der Herzfrequenz senkende Effekt von Digitalis immer mehr im Vordergrund gegenüber der Stärkung der Herzleistung. Die Pflanze ist hochgradig giftig, bereits der Verzehr von zwei bis drei Fingerhutblättern kann tödlich enden.
Anmerkung: In der Flora Helvetica wird die Pflanze zur Familie der Braunwurzgewächse (Scrophulariaceae) gezählt. Diese Familie wurde in letzter Zeit neu gegliedert (jetzt zählt man den Fingerhut zu den Wegerichgewächsen!?). Ich behalte aber die Gliederung gemäss Flora Helvetica bei, um nicht zu verwirren.
Die Pflanze des Monats ist ein richtiger Extremist: Sie wächst selten unter 2'500 Meter ü.M. und meist an windgepeitschten, im Winter schneefreien Stellen wie Pässe oder Grate.
Auf den ersten Blick meint man, ein Vergissmeinnicht vor sich zu haben. Der Eindruck ist nicht falsch – der Himmelsherold ist ein naher Verwandter und gehört ebenfalls zur Familie der Borretsch- oder Rauhblattgewächse. Er ist allerdings eine Polsterpflanze von nur 1 bis 5 cm Höhe, und die Blätter sind seidenglänzend-zottig behaart. Die Blütezeit ist Juli/ August.
Das Verbreitungsgebiet umfasst die Alpen und Karpaten, und zwar nur auf sauren, kalkarmen Böden. Das lückige Verbreitungsgebiet lässt darauf schliessen, dass der Himmelsherold die Eiszeiten an den bestehenden Standorten – so genannten Nunatakkern, welche aus dem Eis ragten - überdauert hat. In der Schweiz beschränkt sich das Vorkommen auf die Kantone Wallis, Uri, Tessin und Graubünden. Bekannte, leicht erreichbare Standorte sind der Piz Nair und die Fuorcla Surlej im OberengadinDie Gattung Alant aus der Familie der Korbblütler umfasst ca. 90 Arten mit vorwiegend eurasiatischem Vorkommen. Der Name Inula leitet sich vom griechischen hinaein = ausleeren, reinigen ab, was sich auf die abführende Wirkung des Wurzelstocks bezieht.
Unsere Inula britannica ist trotz ihres westeuropäischen Namens eine osteuropäisch-westasiatische Art. Sie wächst in wechselfeuchten Sumpfwiesen, Gräben und am Rand von Gewässern. Da sie leicht salztolerant ist, kommt sie auch an der Meeresküste vor.
Die Pflanze ist mehrjährig und wird 20 bis 90 cm hoch. Die Blütenköpfe sind auffallend gross (bis 5 cm Durchmesser), die Laubblätter lanzettlich und seidig behaart. Verwechseln kann man Inula britannica fast nicht, weil er so spät blüht: im August und September ist er ein „Nachzügler“ und deshalb bei Bienen und anderen Insekten sehr begehrt.
In der Schweiz konzentriert sich das Vorkommen auf wenige Stellen im Rhonetal im Wallis, im Rheintal in Graubünden und St. Gallen, sowie im Kanton Tessin. In Deutschland ist Inula britannica im Norden recht verbreitet, im Süden sehr selten. Die Standorte sind überall rückläufig, weshalb die Pflanze auf der Roten Liste der gefährdeten Blütenpflanzen steht.
Die Saison der blühenden Pflanzen geht langsam dem Ende entgegen – Zeit also, sich mit den Früchten zu beschäftigen. Die Kornelkirsche ist ein sehr beliebter Strauch unserer Gärten, vor allem wegen ihrer frühen Blüte im März. Sie hat aber auch attraktive Früchte, die in der Schweiz als „Tierli“ bezeichnet werden, die ganze Pflanze als „Tierlibaum“. In Österreich findet sich lustigerweise eine Entsprechung, nämlich „Dirndlstrauch“.
Das ursprüngliche Verbreitungsgebiet der Kornelkirsche ist der östliche Mittelmeerraum. In der Schweiz sind die Wildvorkommen auf Tessin, Südbünden, unteres Rhonetal und Genferseegebiet konzentriert.
Die Pflanze gehört zur Familie der Hartriegelgewächse (Cornaceae) mit nur 2 Arten in unserer Flora, der Kornelkirsche und dem Hartriegel (Cornus sanguinea).
Von der Kornelkirsche wurde früher alles verwendet – Blätter, Rinde, Holz und Früchte. Bemerkenswert ist das Holz: es ist sehr hart und so schwer, dass es im Wasser nicht schwimmt sondern sinkt. Bezüglich medizinischer Verwendung soll Hildegard von Bingen erwähnt sein: Sie empfahl ein Bad aus Rinde, Holz und Blättern gegen die Gicht sowie die „Kirsche“ für den Magen. In den grauen Novembertagen möchte ich Sie wieder in den Frühling Südafrikas entführen:
Die Familie der Iris- oder Schwertlilienewächse ist kosmopolitisch und umfasst ca. 1'600 Arten. Davon wachsen in Südafrika mehr als 900 Arten, also mehr als die Hälfte, und das Verbreitungsgebiet konzentriert sich auf die Western Cape Province und Namaqualand.
Allein die Gattung Gladiolus umfasst ca. 135 Arten, von denen ich 2 im Bild vorstelle:
Gladiolus gracilis (blau) habe ich an der Westküste nördlich von Kapstadt gefunden, Gladiolus equitans (orange/gelb) im Namaqua National Park.
Die Irisgewächse Südafrikas sind wie Sukkulenten an die jahreszeitlichen Regen- und Trockenperioden angepasst. Nach guten Winterregen blühen sie reichlich von August bis November und ziehen sich dann während der langen Sommerdürre als Zwiebel in den Boden zurück (sog. Geophyten).
Viele Irisgewächse wurden „domestiziert“ und erfreuen Gartenbesitzer auf der ganzen Welt. Neben den Gladiolen sind die Gattungen Moraea, Romulea, Babiana, Ixia, Watsonia bekannt.Die meisten unserer Sträucher haben rote oder schwarze Beerenfrüchte – da fällt unser Schwarzdorn mit seinen blauen Früchten aus dem Rahmen. Der dornige, stark verästelte Strauch blüht im Frühling sehr früh vor dem Laubaustrieb, manchmal schon in der 2. Märzhälfte. Zur Gattung Prunus aus der Familie der Rosengewächse gehören die Wildformen einiger unserer Obstbäume: Aprikose, Pfirsich, Zwetschge und Kirsche (und auch die Mandel). Die Herkunft der Pflanze ist Asien – sie ist über den Balkan nach Mitteleuropa eingewandert und heute weit verbreitet. In der Schweiz wächst sie in der kollinen und montanen Stufe in Hecken und an Waldrändern beidseits der Alpen.
Da sie schon früh in der Volksmedizin und als Nahrungsmittel vom Mensch verwendet wurde hat sie viele regionale Namen: Schlehdorn, Schlehe, Hagedorn, Heckendorn, Haferpflaume, Schlingee, Kietschkepflaume, Effken.
Der Schlehdorn hat in der Natur eine wichtige Funktion: er bietet diversen Vogelarten geschützte Nistmöglichkeiten und Nahrung. Vom seltenen Neuntöter weiss man, dass er seine Beute als Vorrat auf Dornen spiesst. Der Strauch ist Futterpflanze für diverse seltene Schmetterlingsraupen und der Nektar Nahrung für Insekten und überwinternde Schmetterlinge.
Blätter und Blüten werden getrocknet als Tee verwendet, die Früchte auch für Marmelade, Likör und Schnaps verarbeitet. Medizinische Anwendungen (ohne Gewähr): Blutreinigung, gegen Blähungen, Verstopfung, Steinleiden, Hautausschläge, Gurgelmittel bei Zahn- und Halsenzündungen.