In den vergangenen Jahren haben wir die enorme Vielfalt der kanarischen Flora am Beispiel von Natternkopf, Gänsedistel oder Wolfsmilch gesehen. Es gibt aber auch Gegenbeispiele, z.B. die Glockenblumengewächse. Nur 2 Campanula-Arten wachsen auf den Kanarischen Inseln, beide sind nicht endemisch, sondern haben ein westmediterranes Verbreitungsgebiet. Und dann gibt es noch die Nationalblume der Kanarischen Inseln, welche auf keinem Prospekt fehlt – Canarina canariensis. Sie wurde zu Recht in einer eigenen Gattung von Campanula getrennt: die orange bis ziegelroten Blüten fallen auf und wenn man genau schaut, zählt man 6 Kronzipfel („normale“ Glockenblumen haben 5). Die Früchte sind Beeren, während Campanula Kapselfrüchte hat. Ausser auf den sehr trockenen Inseln Lanzarote und Fuerteventura kommt sie auf allen Inseln vor. Ihr Lebensraum sind vor allem die feuchten Lorbeerwälder auf der dem Passat zugewandten Nordseite bis auf eine Höhe von 1'000 Metern ü.M.

Die Kanaren-Glockenblume wird bis 3 Meter hoch, sie klettert gerne auf anderen Bäumen oder Büschen. Die rote Farbe deutet auf Vogelbestäubung hin (rot wird von Insekten nicht erkannt) – der wichtigste Bestäuber ist ein Verwandter unseres Zilpzalp. Eine andere Besonderheit: sie blüht in den Wintermonaten November bis März.