Bild des Monats Januar 2016: Pietro Andrea Mattioli (1501 - 1577)
Bild des Monats Februar 2016: Wolfsmilchgewächse der Kanarischen Inseln
Bild des Monats März 2016: Mäusedorn (Ruscus aculeatus)
Bild des Monats April 2016: Einbeere (Paris quadrifolia)
Bild des Monats Mai 2016: Christophskraut (Actaea spicata)
Bild des Monats Juni 2016: Quirlblättriges Johanniskraut (Hypericum coris)
Bild des Monats Juli 2016: Alpen-Pechnelke (Silene suecica)
Bild des Monats August 2016: Rippensame (Pleurospermum austriacum)
Bild des Monats September 2016: Sumpf-Herzblatt (Parnassia palustris)
Bild des Monats Oktober 2016: Lebensraum: Trockenwiesen und -weiden
Bild des Monats November 2016: Namaqualand
Bild des Monats Dezember 2016: Weissdorn (Crataegus monogyna)
Mattioli studierte Medizin in Padua, beschäftigte sich aber schon früh mit der Botanik. Während seiner Zeit als Arzt in Görz (Gorizia) erwarb er sich umfangreiche Kenntnisse der Alpenflora. Von 1554 bis 1568 war er Leibarzt der römisch-deutschen Kaiser Ferdinand I. und Maximilian II. in Prag. Die letzten Jahre seines Lebens verbrachte er wieder in Italien, wo er 1577 in Trient einer Pestepidemie zum Opfer fiel. Sein umfangreiches Werk umfasst neben medizinischen Büchern auch Übersetzungen diverser Werke aus dem Griechischen und Lateinischen. In seinen botanischen Werken beschreibt er die 1544 aus Amerika eingeführte Tomate, sowie die Rosskastanie.
Ihm zu Ehren ist die Gattung Matthiola (Levkoje) aus der Familie der Kreuzblütler benannt (siehe Pflanze des Monats Juli 2014). Im aktuellen Bild des Monats zeige ich das Heilglöckchen (Cortusa mattioli), eine Ostalpenpflanze aus der Familie der Primelgewächse. In der Schweiz kommt diese Pflanze nur im äussersten Osten, nämlich im Unterengadin und Münstertal vor. Sie wächst an halbschattigen, eher feuchten Stellen, sowie in Grünerlengebüschen der subalpinen Stufe. Die Blütezeit ist Mai bis Juli.
Auch wenn in Reiseführern der Kanarischen Inseln behauptet wird, es handle sich bei der links abgebildeten Pflanze um einen Kaktus – das stimmt nicht, sondern es handelt sich um die Kandelaberwolfsmilch (Euphorbia canariensis). Auf den ersten Blick erscheinen sukkulente Wolfsmilcharten und Kakteen sehr ähnlich. Man spricht deshalb von Konvergenz. Sukkulente Wolfsmilcharten und Kakteen haben also im Laufe der Evolution ähnliche Merkmale entwickelt, obwohl sie nicht miteinander verwandt sind und auch geographisch getrennt leben. Kakteen sind ursprünglich auf die Neue Welt beschränkt und wurden erst nach 1500 auf andere Kontinente verschleppt. Sie enthalten Wasser, Wolfsmilchgewächse immer einen Milchsaft.
Die Familie der Wolfsmilchgewächse ist weltweit mit ca. 6'000 Arten verbreitet. Auf den Kanarischen Inseln haben sich 12 strauchige oder sukkulente Arten entwickelt, welche teilweise nur auf einer der Inseln endemisch sind. Euphorbia canariensis ist auf allen 7 Inseln im sogenannten Sukkulentenbusch verbreitet, die rechts abgebildete Dunkelpurpurrote Wolfsmilch (Euphorbia atropurpurea) kommt nur auf Teneriffa vor.
Winter-Tipp: Besuchen Sie die Sukkulenten-Sammlung Zürich am Mythenquai mit rund 6'000 Arten aus der ganzen Welt.
Link: http://www.museums.ch/org/de/Sukkulenten-Sammlung-Z--rich
Im März fällt der kleine immergrüne Strauch im Tessin auf: er trägt gleichzeitig rote Beerenfrüchte und Blüten, welche scheinbar auf den Blättern sitzen. Es handelt sich aber botanisch nicht um Blätter, sondern um verbreiterte Kurztriebe, sogenannte Phyllokladien. Der Mäusedorn gehört zur Familie der Spargelgewächse und ist im ganzen Mittelmeerraum verbreitet, kommt aber in warmen Lagen auch weiter nördlich vor (bis Südengland). In der Schweiz wächst die Pflanze ausser im Tessin auch in den Kantonen Wallis, Genf und Waadt.
Der Wurzelstock des Mäusedorns wird pharmazeutisch vor allem bei der Behandlung von Venenleiden verwendet. Zweige des Mäusedorns hat man früher auf Lebensmittel gelegt, um die Nager von den Vorräten abzuhalten.
Weitere Informationen unter:
http://www.heilkraeuter.de/lexikon/maeusedorn.htm
Die Einbeere ist eine weitverbreitete Pflanze unserer Laubwälder, welche im April und Mai blüht. Die Blüte ist sehr unscheinbar – vielleicht trägt die Pflanze deshalb die Frucht im Namen? Der lateinische Name leitet sich weder von der Stadt Paris ab, noch von der Gestalt aus der griechischen Mythologie. Es ist gemäss Literatur nicht klar, woher er stammt! Die Artbezeichnung quadrifolia stimmt auch nicht 100%, was mein Bild beweist. Die Pflanze hat recht häufig 5, selten sogar 6 Blätter. Bis vor kurzem wurde die Einbeere zu den Liliengewächsen gezählt, nach der neuen APG-Familiengliederung gehört sie jetzt zu den Germergewächsen (Melanthiaceae).
In der Wikipedia sind 13 Trivialnamen im deutschen Sprachraum aufgeführt, was auf einen grossen Bekanntheitsgrad hindeutet - Augenkraut, Blatternblat, Fuchsauge, Fuchstrauben, Krähenauge, Kreuzkraut, Sauauge, Schlangenbeere, Schwarzblattlkraut, Sternkraut, Teufelsauge, Teufelsbeere, Wolfsbeere. Die letzen 3 Namen weisen auf die Giftigkeit der Beere hin (Saponine, Glykoside). Der Genuss mehrerer Beeren kann sogar zum Tod führen.
Das Christophskraut ist in unseren Wäldern der kollinen und montanen Sufe zwar weit verbreitet, aber nirgends häufig. Die zarten weissen Blüten erscheinen im Mai, später trägt die Pflanze Beeren, die sich von grün nach schwarz färben. Manchmal kann man auch Blüten und Früchte gleichzeitig finden. Dass das Kraut zu den Hahnenfussgewächsen gezählt wird, erscheint dem Laien nicht plausibel – es ist auch meines Wissens die einzige Hahnenfussart mit Beeren.
Das Verbreitungsgebiet von Actae spicata erstreckt sich über fast ganz Europa, mit Schwerpunkt in den Bergwäldern Mitteleuropas. Verwandte Actaea-Arten (total ca. 30) wachsen in Europa, Nordamerika und Asien. Sie werden auch als Gartenpflanzen verwendet. Die Pflanze ist leicht giftig, sie war schon dem römischen Gelehrten Plinius bekannt und wurde in der Volksmedizin für allerlei Gebresten verwendet (Schwindel, Asthma, Kropf, Rheuma, Hysterie.....). Seinen Namen erhielt das Kraut nach dem heiligen Christophorus. Dieser galt als Schutzheiliger bei Krankheiten, Tod und auch bei der Pest, gegen die man das Kraut verwendete.
Die bekannte Heilpflanze passt sehr gut zum Monat Juni: Der deutsche Name bezieht sich nämlich auf den Johannistag (24. Juni) – und um die Zeit der Sommersonnenwende beginnt das Johanniskraut zu blühen. Neben dem Echten Johanniskraut (Hypericum perforatum) gibt es ca. 450 Arten in der Gattung Hypericum, welche fast weltweit verbreitet sind.
Der Artname H. perforatum kommt von den Blättern der Pflanze: hält man sie gegen das Licht, erscheinen sie durch die eingelagerten Öldrüsen wie durchlöchert. Die wichtigste Anwendung des Johanniskrautöls gegen Depressionen ist schon seit der Antike bekannt. Die Pflanze wird landwirtschaftlich angebaut, kommt aber auch wild in der ganzen Schweiz an Waldrändern und in Trockenwiesen vor.
Mein Foto zeigt aber nicht diese Art, sondern das sehr seltene Quirlblättrige Johanniskraut. Die Blätter sind nadelförmig und stehen zu 3 bis 5 in Qirlen am Stengel. Hypericum coris hat das Hauptverbreitungsgebiet in den Südalpen – meine Aufnahme stammt aus dem Valle Maira im Piemont. In der Schweiz gibt es wenige Vorkommen in der Zentral- und Ostschweiz.
Diese Pflanze kommt nicht nur in den Alpen, sondern auch in Nordeuropa vor. Der heute gültige Name (suecica = schwedisch) deutet darauf hin - sie hat aber auch schon Lychnis alpina geheissen. Während man z.B. in Island der Pechnelke auf Schritt und Tritt begegnet, ist sie in den Schweizer Alpen sehr selten (Engadin, Wallis).
Silene suecica ist 5 – 15 cm hoch, unverzweigt, nicht klebrig(!) und hat einen dichten kopfigen Blütenstand mit rosa Kronblättern. Sie bevorzugt eher sauren Boden im alpinen Lebensraum der Krummseggenrasen der alpinen Stufe über 2'000 Meter ü.M.
Die Pflanze steht wegen ihres kleinräumigen Vorkommens auf der Roten Liste der gefährdeten Blütenpflanzen. Die Blütezeit ist Juli bis August.
Mein Foto stammt vom Breithorn (Wallis).
An den viel begangenen Wanderwegen im Alpstein (St. Gallen und Appenzell) blüht im Juli und August ein Doldenblütler, den man auf dem 1. Blick für einen Bärenklau (Heracleum) oder Brustwurz (Angelica sylvestris) halten könnte. Die Blätter sind aber deutlich unterschiedlich und wie bei vielen anderen Doldenblütlern lässt sich eine sichere Bestimmung erst anhand der Früchte vornehmen: Diese weisen wellig gekerbte Rippen auf (Name!). Der Rippensame ist eine attraktive Pflanze, sie wird im Schnitt 1,5 Meter hoch und ist oft von Dutzenden Bienen, Fliegen, etc. besucht.
Ihr Verbreitungsgebiet sind die osteuropäischen Gebirge (Karpaten, Balkan, Ostalpen), in der Schweiz hat die Pflanze ihre Westgrenze. Der Lebensraum sind Hochstaudenfluren auf eher kalkigem Boden. Man findet Pleurospermum aber auch in Auenwäldern entlang der Flüsse (z.B. Sitter, Thur), wo er als sogenannter Schwemmling verfrachtet wurde.
Mein Foto stammt vom Schrennenweg oberhalb des Seealpsee in Appenzell-Innerrhoden.
Der deutsche Name beschreibt die Pflanze recht gut: sie hat herzförmige Blätter und wächst meist an feuchten Orten wie Sumpfwiesen, Quellen und Alluvionen (Schwemmböden an Fluss- und Seeufern). Der 2. Name ist Studentenröschen, und da ist die Erklärung nicht so einfach. Haben die Studenten, mangels Geld für richtige Rosen, ihren Liebsten dieses Blümchen geschenkt, oder heisst die Pflanze deshalb so, weil sie im September zu Beginn des neuen Semesters blüht? Die Quellen widersprechen sich in dieser Beziehung.
Auch in der botanischen Systematik stellt Parnassia palustris einen Knackpunkt dar: Carl von Linné ist der Namensgeber der Pflanze und anfänglich wurde sie einer eigenen Familie der Parnassiaceae zugeordnet. Später gehörte sie nacheinander zu den Dickblattgewächsen, den Sonnentaugewächsen und den Steinbrechgewächsen. Erst die molekulargenetischen Untersuchungen unseres Jahrhunderts teilten sie der Familie der Celastraceae zu (dazu gehört z.B. auch das Pfaffenhütchen oder Spindelstrauch). Die Pflanze hat ein zirkumpolares Verbreitungsgebiet, d.h. Nordamerika, Mittel- und Nordeuropa sowie das nördliche Asien. Mein Foto stammt von Island.
Trockenwiesen und –weiden sind von landwirtschaftlicher Nutzung geprägte, sehr artenreiche Lebensräume. Nach den Auen und Mooren wurden die Trockenwiesen und –weiden erst 2010 vom Bund in einem Inventar (TWW-Inventar) aufgenommen und geschützt. Dieser Lebensraum ist in der Schweiz extrem gefährdet: seit 1900 sind 95% der Trockenwiesen vor allem durch Umwandlung in Fettwiesen, aber auch Überbauung verschwunden. Das Inventar zählt rund 3000 Objekte, die gesamthaft einem Anteil von 0,5% der Landesfläche entsprechen.
Das Bild zeigt die Blauenweid im Basler Jura. Das Schutzgebiet umfasst eine Fläche von 36 ha und wird von der Aufrechten Trespe (Bromus erectus) geprägt. Es ist aber auch bekannt für seinen Orchideenreichtum: Spitzorchis (Anacamptis pyramidalis), Männliches und Kleines Knabenkraut (Orchis mascula und morio), Hummel-Ragwurz (Ophrys holosericea) und Waldhyazinthe (Platanthera bifolia) kommen hier vor. Grosse, frei stehende Eichen und Hainbuchen prägen die Landschaft, bei den Sträuchern überwiegen Weissdorn und Wildrosen.
Namaqualand ist nach der indigenen Bevölkerung der Nama benannt, es erstreckt sich am Unterlauf des Oranjeflusses im nördlichen Südafrika an der Grenze zu Namibia. Es ist der Traum jedes Botanikers, einmal im Leben diesen Blumengarten zu erleben. Wie im Walt Disney-Film „Die Wüste lebt“ entfaltet sich nach guten Winterregen in den Monaten August und September eine millionenfache Blüte. Je nach der vorherrschenden Pflanze dominieren über Quadratkilometer die Farben weiss, gelb oder orange. Es sind vor allem einjährige Pflanzen und Geophyten, welche die langen Trockenperioden überleben und in kurzer Zeit wachsen, blühen und fruchten können. Zur ersten Gruppe gehören viele Korbblütler, in Südafrika werden sie vereinfacht als „daisies“ bezeichnet (siehe auch Bild des Monats November 2011). Die Wüstenblüte ist ein wichtiger Wirtschaftszweig für den Tourismus der Region: es gibt „Flower Hotlines“ im Internet, geführte Exkursionen, etc.
Mein Bild stammt vom Goegap Nature Reserve bei Springbok.
In der Flora Helvetica sind 3 Crataegus-Arten aufgeführt, bekannt und verbreitet sind nur 2, nämlich der Eingriffelige (Crataegus monogyna) und der Zweigriffelige Weissdorn (Crataegus laevigata). Die Bestimmung ist nicht ganz einfach, weil die beiden Arten bastardieren können. Beide sind von der kollinen bis in die montane Höhenstufe verbreitet und wachsen als Strauch oder bis 6 Meter hoher Baum. Weltweit gibt es etwa 200 Crataegus-Arten mit Verbreitungsschwerpunkt in Nordamerika.
Der Weissdorn wurde schon seit Jahrhunderten als Grenzhecke gepflanzt, später auch in Parks und Gärten. Vom ökologischen Standpunkt ist er sehr wertvoll als Lebensraum für Vögel, Insekten und Kleintiere. Leider steht er auf der Liste der für Feuerbrand anfälligen Pflanzen (Familie der Rosengewächse!) und wird deshalb heute eher weniger gepflanzt. Die Blütezeit ist Mai bis Juni, die attraktiven Früchte können im Herbst und lange im Winter bewundert werden.
Gemäss „PharmaWiki“ werden vom Weissdorn die Blüten, Blätter und Früchte bei nachlassender Leistungsfähigkeit des Herzens und nervösen Herzbeschwerden verwendet.