Bild des Monats Januar 2014: Carl von Linné (Linnaeus)
Bild des Monats Februar 2014: Die Gattung Echium (Natternkopf) auf den Kanaren
Bild des Monats März 2014: Märzenglöckchen (Leucojum vernum)
Bild des Monats April 2014: Schuppenwurz (Lathraea squamaria)
Bild des Monats Mai 2014: Diptam (Dictamnus albus)
Bild des Monats Juni 2014: Sumpf-Gladiole (Gladiolus palustris)
Bild des Monats Juli 2014: Walliser Levkoje (Matthiola valesiaca)
Bild des Monats August 2014: Zweiblütiger Steinbrech (Saxifraga biflora)
Bild des Monats September 2014: Aufrechte Ambrosie (Ambrosia artemisiifolia)
Bild des Monats Oktober 2014: Bahnhof-Flora
Bild des Monats November 2014: Kandelaber in den Drachenbergen
Bild des Monats Dezember 2014: Walnussbaum (Juglans regia)
Dieser Botaniker hat nicht die weitesten Reisen unternommen und keine seltenen Pflanzen entdeckt. Sein wichtiger Beitrag ist die Systematik. Vorher wurden die Pflanzen mit ellenlangen Beschreibungen bestimmt, bis Linnè die revolutionäre Idee hatte, diese auf 2 Teile, nämlich Gattung und Art zu beschränken. Diese sogenannte binäre Nomenklatur hat sich schnell in der Botanik und Zoologie durchgesetzt und ist heute für uns selbstverständlich.
Carl von Linné lebte von 1707 bis 1778 und war schon zu Lebzeiten ein anerkannter Wissenschaftler, ausgezeichnet mit Doktorwürden und Ehrentiteln aus ganz Europa. Viele Pflanzen wurden ihm von Forscherkollegen zugeschickt und von ihm klassifiziert. In jungen Jahren erforschte Linné seine Heimat Schweden (Lappland, Öland, Gotland), bereiste Europa und knüpfte seine Kontakte. Er war Professor und dann Rektor der Universität Uppsala. Seine beiden bedeutendsten Werke sind Species Plantarum (1753) und Systema Naturae (1759).
Das Bild links zeigt ihn als jungen Mann mit der Expeditionsausrüstung für seine Lappland-Reise. In der Hand hält er die nach ihm benannte Linnaea borealis (Moosglöckchen). Diese Pflanze wächst auch in der Schweiz – ich habe sie für Infomed als Pflanze des Monats Juni 2010 vorgestellt (siehe Archiv). Das rechte Bild zeigt eine von Georg Dionysius Ehret angefertigte Zeichnung, auf der er Linnés Klassifizierungssystem der Pflanzen darstellt.
Die zu Spanien gehörenden, im Atlantik vor der marokkanischen Küste gelegenen Kanarischen Inseln haben neben Badestränden, malerischen Dörfern und spektakulären Landschaften auch eine hochinteressante Flora zu bieten. Bedingt durch die unterschiedlichen Habitatstypen (Wüsten, Nebelwälder, hohe Vulkane, etc.) hat sich eine extrem artenreiche Pflanzenwelt gebildet. Ein Beispiel dafür sind die Natternköpfe (Echium sp.), von denen es ca. 30 Arten gibt. Viele dieser Arten kommen jeweils auf nur einer der 7 Inseln vor, sind also sogenannte Insel-Endemiten. Der gezeigte Echium aculeatum wächst auf Teneriffa, La Gomera und El Hierro. Während unser einheimischer Natternkopf (Echium vulgare) und viele mediterranen Verwandten krautige Pflanzen sind, haben sich auf den Kanaren verholzte Formen ausgebildet. Die Evolution ist auf den Kanarischen Inseln besonders rasch verlaufen, sind sie doch erdgeschichtlich noch recht „jung“ (Lanzarote und Fuerteventura 16-20 Mio. Jahre, La Palma, El Hierro 2-3 Mio).
Der spektakulärste Natternkopf wächst auf Teneriffa in den Cañadas des Pico del Teide und auf La Palma in der Caldera del Taburiente: Echium wildpretii wird bis 3 Meter hoch, der säulenförmige Blütenstand besteht aus bis zu 40'000 roten Einzelblüten.
Nähere Einzelheiten zu diesem Thema finden Sie in einem Aufsatz des Basler Botanikprofessors Jürg Stöcklin unter dem folgenden Link:
http://plantecology.unibas.ch/pdf/2011stoecklin1.pdf
In diesem warmen Winter beginnt das Märzenglöckchen (oder Frühlings-Knotenblume) an günstigen Standorten bereits im Februar zu blühen, in normalen Jahren ist es März bis April (je nach Höhenlage).
Die Gattung Leucojum aus der Familie der Narzissengewächsen (Amaryllidaceae) umfasst nach neuer Taxanomie nur noch 2 Arten – die gezeigte und die Sommer-Knotenblume (Leucojum aestivum). Das Märzenglöckchen ist einblütig, das Sommerglöckchen mehrblütig. Beide haben die charakteristischen glockenförmigen Blüten mit dem gelbgrünen Fleck an der Spitze. Das nahe verwandte Schneeglöckchen (Galanthus nivalis) hat hingegen rein weisse Perigonblätter. In manchen Gegenden wird das Märzenglöckchen übrigens Grosses Schneeglöckchen genannt.
Das Märzenglöckchen wächst in Auenwälder und feuchten Wiesen von der kollinen bis in die subalpine Stufe. In der Schweiz kommt es auf der ganzen Alpennordseite und im Tessin vor. Das Verbreitungsgebiet ist Europa mit Schwerpunkt im Süden und Westen.
Das Märzenglöckchen ist ein typischer Frühblüher: die etwa 30 cm tief wachsende Zwiebel speichert im Vorjahr die nötigen Nährstoffe für ein rasches Wachstum und Blühen. Die Bestäubung erfolgt durch Bienen und Tagfalter. Die mehrsamige Kapselfrucht wird von Tieren gefressen und ausgeschieden.
Der Gattungsname leitet sich vom griechischen leukos = weiss und ion = Veilchen ab, der Artname vernum vom lateinischen ver = Frühling.
Die Schuppenwurz ist ein Vollparasit, d.h. sie bezieht ihre Nährstoffe von einer Wirtspflanze und produziert selbst kein Chlorophyll. Sie schmarotzt auf Wurzeln von Buchen, Erlen oder Hasel, kommt also in (feuchten) Laubmischwäldern der kollinen und montanen Stufe vor. Das Verbreitungsgebiet reicht von Europa über Russland bis nach China und Japan. In der Schweiz ist sie auf der Alpennordseite verbreitet, aber nicht häufig, im Tessin ist sie selten. Die Schuppenwurz gehört zur Familie der Orobanchaceae (Sommerwurzgewächse), welche nach neuer Taxanomie neben der Sommerwurz auch Halbschmarotzerpflanzen wie Wachtelweizen, Augentrost, Läusekraut und Klappertopf umfasst.
Die Pflanze ist weiss bis blassrosa, mit wenigen kleinen, schuppenförmigen Blättern. Der unterirdische Teil ist ein sogenanntes Rhizom, das bis 2 Meter lang und 5 Kilogramm schwer sein kann. Die Schuppenwurz kommt erst im Alter von ca. 10 Jahren zur Blühreife, vorher lebt sie im Verborgenen. Die Blüten enthalten Nektar und werden von Hummeln besucht. Die Blütezeit ist März bis April.
Obwohl die Pflanze recht selten ist, steht sie seltsamerweise nicht unter Naturschutz – vielleicht weil sie zu wenig „schön“ ist?
Diese Pflanze hat bei Botanikerinnen und Gärtnern beinahe Kultstatus! Einerseits ist sie sehr selten – in der Schweiz kommt sie gerade im Schaffhauser Randen, im Walliser Rhonetal und im Tessin (z.B. am Monte Caslano) vor. Wie viele andere Arten aus der Familie der Rautengewächse (Rutaceae) enthält sie ätherische Öle. Man erzählt, dass sie sich deshalb an heissen Tagen selbst entzünden kann (ohne Gewähr). Der Duft erinnert an Zitrone (auch alle Zitrusfrüchte sind Rautengewächse).
Das Hauptverbreitungsgebiet ist der nördliche Mittelmeerraum und Südosteuropa. In Mitteleuropa kommt der Diptam nur selten an den geeigneten Standorten vor (warme Föhren- und Flaumeichen-Waldränder im Übergangsbereich zu Trockenrasen). Die Pflanze wird bis 120 cm hoch, die Einzelblüte hat einen Durchmesser bis 6 cm. Die Blütezeit ist Mai bis Juni. Die erwähnten ätherischen Öle enthalten hautreizende Stoffe, ebenso die auf der Pflanze befindlichen Borsten. Das kann zu phototoxischen Reaktionen führen. Bis ins Mittelalter wurde der Diptam als Heilpflanze 1) verwendet, später auch als dekorative Gartenpflanze. Wegen der Giftigkeit und den hohen Anforderungen an einen geeigneten Standort ist er heute in Gärten sehr selten.
1) Diptam oder Spechtwurz nach Hildegard von Bingen:
Die Sumpf-Gladiole war früher an geeigneten Standorten in der ganzen Schweiz verbreitet, heute ist sie auf der Roten Liste mit dem Status EN (endangered = gefährdet). Sie blüht im Juni vor allem in feuchten Wiesen, seltener kommt sie auch auf trockenen Böden vor. Verbreitungsschwerpunkte sind (waren) das untere Rhonetal, das St. Galler Rheintal und vereinzelte Moore im Mittelland (ZH, LU, TG). An vielen Orten sind die Bestände aber erloschen. Man versucht z.B. in St. Gallen unter der Projektleitung von Pro Natura die Sumpf-Gladiole zu fördern und auch auszupflanzen. Das Ergebnis kann aber noch nicht endgültig bewertet werden – die Pflanze ist launisch! Das gesamte Verbreitungsgebiet erstreckt sich über Mittel- und Südosteuropa. Die Pflanze gehört zur Familie der Irisgewächse. Die Gattung Gladiolus hat ihren Verbreitungsschwerpunkt in Südafrika, wo ca. 135 Arten vorkommen (siehe Bild des Monats vom November 2008).
Der Name Gladiolus wird aus dem Lateinischen abgeleitet (kleines Schwert wegen der Form der Blätter), die ganze Familie wird deutsch als Schwertliliengewächse bezeichnet.
Mein Bild stammt von einem Regentag im Kaltbrunner Riet in der Linthebene.
Wenn ich richtig gezählt habe, ist dies die 100. Pflanze des Monats, die ich für Infomed vorstellen durfte. Zum Jubiläum stelle ich Ihnen eine seltene Pflanze aus dem Kanton Wallis vor.
Die Gattung der Levkojen (Matthiola) aus der Familie der Kreuzbütler ist im Mittelmeerraum weit verbreitet, es werden zwischen 50 und 60 Arten unterschieden. Diese wachsen dort vor allem an den Küsten und an alten Stadtmauern und Gebäuden. Matthiola valesiaca kommt im Simplongebiet und Binntal und an einzelnen tiefen Standorten im Rhonetal (Pfynwald) an steinigen Hängen und Felsspalten vor. Mein Bild stammt aus der Twingischlucht zwischen Ernen und Binn. Die Blütezeit ist je nach Höhenstufe Mai bis Juli.
Die Pflanzengattung ist nach dem italienischen Arzt und Botaniker Pietro Andrea Mattioli benannt, der im 16. Jahrhundert lebte und als Verfasser diverser Kräuterbücher bekannt war.
Im August geht die Blühsaison in den Alpen langsam zu Ende. Auf Geröllfeldern über 2'000 Meter findet man aber immer noch interessante Arten. Die Gattung Steinbrech hat die Menschen schon früh in Erstaunen versetzt – der römische Naturforscher Plinius der Ältere meinte, die Pflanze könne den Stein brechen. Nach der Signaturenlehre wurde die Pflanze deshalb früher zur Behandlung von Nieren- und Gallensteinen eingesetzt.
Der Standort der meisten Arten sind Felsen oder Felsschutt, der gezeigte Zweiblütige Steinbrech kommt nur auf Kalk vor, und zwar im Wallis, Tessin und Graubünden. Die Pflanze ist Rekordhalter mit einem Standort auf 4'450 Meter am Dom im Kanton Wallis. Der Name ist nicht wörtlich zu nehmen, man findet 2 bis 5 Blüten an einem Stängel (aber nicht 1). Der ebenfalls rot blühende Gegenblättrige Steinbrech (Saxifraga oppositifolia) ist immer einblütig und blüht früher (ab Mai).In der Schweiz wachsen ca. 30 Steinbrecharten, weltweit sind es über 400
Mein Bild stammt vom Pass Lunghin im Kanton Graubünden.
Die Pflanze des Monats steht auf der „Schwarzen Liste“, zählt also zu den Problempflanzen der sogenannten invasiven Neophyten. Sie stammt aus Nordamerika, ist aber heute mit Ausnahme von Afrika auf der ganzen Welt verbreitet. Während der Blütezeit (August bis Oktober) produziert sie grosse Mengen Blütenstaub, der starke Allergien auslösen kann.
In der Schweiz konzentriert sich das Vorkommen auf den Kanton Tessin und das Genferseegebiet, aber auch im Mittelland (Zürich, Aargau) tritt sie auf. Die Ambrosie ist einjährig, kann also durch Ausreissen vor der Blüte gut bekämpft werden. Sie besiedelt vor allem unbewachsene Böden wie Äcker (Sonnenblumenkulturen!) und Ruderalflächen sehr rasch wieder.
Eigentlich sind alle Pflanzen unserer Flora nach der letzten Eiszeit eingewandert, weil der Alpenraum fast gänzlich vergletschert war. Unter invasive Neophyten versteht man Pflanzen, welche nach 1500 (Entdeckung Amerikas) durch den Menschen eingeführt wurden und sich stark zulasten einheimischer Pflanzen ausbreiten.
Unter folgendem Link findet sich ein Informationsblatt zur Ambrosia:
http://www.infoflora.ch/assets/content/documents/neophyten/inva_ambr_art_d.pdf
Auf meinem Bild vom Bahnhof Wil SG fällt die rosarote Breitblättrige Platterbse (Lathyrus latifolius) auf. Dieser attraktive Schmetterlingsblütler stammt aus Südeuropa und wird auch als Gartenblume verkauft. Auffällig und typisch für Platterbsen sind die breit geflügelten Stängel.
Die 2. Pflanze auf dem Bild ist das weissblühende Einjährige Berufkraut (Erigeron annuus) aus der Familie der Korbblütler. Diese Pflanze wurde im 17. Jahrhundert als Zierpflanze aus Nordamerika eingeführt und hat sich inzwischen stark in der Natur ausgebreitet (sie gilt als invasiver Neophyt wie die September-Pflanze des Monats Ambrosia artemisiifolia). Der Name Berufkraut kommt vom altertümlichen Verb „berufen“ für verhexen. Die Gattung Erigeron kommt in der Schweiz mit ca. 10 weiteren einheimischen Arten vor.
Der November ist traditionell Südafrika gewidmet. Die Drakensberge erstrecken sich über mehr als 1'000 km in Nord-Süd-Richtung und trennen Südafrika und das Königreich Lesotho wie eine Mauer. Der höchste Berg ist fast 3'500 m hoch, es gibt nur wenige Strassenverbindungen zwischen den beiden Staaten. Von den verschiedenen Lebensräumen in den Drakensbergen zeige ich ein Beispiel – das Grasland in mittleren Höhen von 1'500 bis 2'000 Metern. Die dort vorkommende Brunsvigia radulosa (auf englisch Candelabra Flower genannt) wird bis 80 cm hoch, die grossen Blätter liegen flach am Boden auf, die Blütezeit ist November bis Februar. Wie bei uns in den Alpen ist der Sommer sehr feucht mit fast täglichen Gewittern.
Die Gattung Brunsvigia mit ca. 20 Arten ist nach dem englischen Adelsgeschlecht Brunswick benannt, sie gehört zur Familie der Narzissengewächse (Amaryllidaceae). Auch die Namen gebende Amaryllis belladonna ist eine südafrikanische Pflanze, sie wächst aber nicht in den Drakensbergen, sondern weiter südlich in der Kapregion.
Dieser Baum ist für den Menschen in zweierlei Hinsicht wertvoll, als ausgezeichnetes Möbelholz und wegen der wohlschmeckenden Früchte. Der wilde Nussbaum stammt aus Asien und ist über Anatolien und den Balkan nach Mitteleuropa eingewandert bzw. wurde (wahrscheinlich in der Römerzeit) eingeführt.
Der Baum wird bis 25 Meter hoch und ist auf die kolline und montane Höhenstufe beschränkt. Er treibt oft erst im Mai aus und die jungen Blätter können durch Spätfröste geschädigt werden. Juglans regia ist eine einhäusige, getrenntgeschlechtliche Pflanze, d.h. auf demselben Baum gibt es männliche und weibliche Blüten. Die Bestäubung erfolgt durch den Wind.
Vor allem wegen der Früchte wurde der Nussbaum schon früh angepflanzt und gezüchtet. Die Schweizer Vereinigung zur Förderung alter Obstsorten FRUCTUS verzeichnet auf ihrer Website 130 Schweizer Sorten Walnuss. Im Dorf Frümsen im St. Galler Rheintal gibt es einen Verein „Nussdorf Frümsen“, welcher 2010 einen Sortengarten angelegt hat. Das Dorf ist auch bekannt für einen grossen Bestand wilder Nussbäume auf Gemeindegebiet.