• Hörminderung und Tinnitus durch hochdosiertes Carboplatin
  • Verfasst von: Urspeter Masche
  • Datum: 28. März 2024

Bei der Rückfallbehandlung von Hoden- und anderen Keimzelltumoren kann eine Carboplatin-enthaltende Hochdosis-Chemotherapie mit autologer Stammzelltransplantation durchgeführt werden. Allerdings scheint hochdosiertes Carboplatin häufig ototoxisch zu wirken – was man in einer Beobachtungsstudie genauer zu quantifizieren versuchte. Die Studie umfasste 112 Männer und 3 Frauen, die wegen eines Keimzelltumors mit hochdosiertem Carboplatin behandelt worden waren. Es zeigte sich, dass bei 83% der Behandelten eine Hörminderung aufgetreten war, die den gesamten Frequenzbereich betraf, und bei 69% eine Hörminderung im Bereich der Sprachfrequenz (als Mass galt jeweils eine Abnahme des Hörvermögens um mehr als 40 dB). 22% der Behandelten wurde deswegen eine Hörhilfe empfohlen. Ausserdem litten 72% Patienten und Patientinnen nach Abschluss der Therapie unter einem Tinnitus.

Kurzform der Studie aus dem «Cancer»: Ototoxicity associated with high-dose carboplatin for patients with previously treated germ cell tumors

  • Schwangerschaftsdiabetes: Kein überzeugender Vorteil durch sofortiges Metformin
  • Verfasst von: Urspeter Masche
  • Datum: 19. März 2024

Bei einem Schwangerschaftsdiabetes empfiehlt man in der Regel zunächst eine Diät und vermehrte Bewegung. Wenn sich der Blutzucker damit nicht normalisieren lässt, beginnt man eine Behandlung mit Insulin. In einer kontrollierten Studie wurde nun untersucht, ob der umgehende Einsatz von Metformin einen Vorteil verspricht. 526 Frauen erhielten unmittelbar nach Diagnose eines Schwangerschaftsdiabetes und bis zur Geburt doppelblind entweder Metformin (Anfangsdosis 500 mg/Tag; Dosisanpassung bis max. 2500 mg/Tag) oder Placebo. Falls im weiteren Verlauf nötig, wurde in beiden Gruppen Insulin dazugegeben. Zwischen der Metformin- und der Placebogruppe ergaben sich bei ein paar wenigen Endpunkten Unterschiede, die signifikant ausfielen, zum Beispiel beim Anteil der Frauen, die eine Insulinbehandlung benötigten, beim Nüchternglukose- und beim HbA1c-Wert, bei der mütterlichen Gewichtszunahme und beim Geburtsgewicht des Kindes. Die Häufigkeit von schwangerschafts- oder geburtsspezifischen Komplikationen bei Mutter und Kind wurde durch Metformin aber nicht gesenkt.

Kurzform der Studie aus dem JAMA: Early Metformin in Gestational Diabetes

  • Photosensitivität durch Methotrexat
  • Verfasst von: Urspeter Masche
  • Datum: 14. März 2024

Eine Photosensitivität ist eine Methotrexat-Nebenwirkung, die in der Fachinformation zwar beschrieben, aber – wie die britische Arzneimittelbehörde darauf hinweist – womöglich zu wenig bekannt ist. Eine Photosensitivität, entweder eine phototoxische oder photoallergische Reaktion, äussert sich oft wie ein Sonnenbrand, mit einer Rötung, einer Schwellung, einer Blasenbildung oder mit wässrig-sezernierenden Läsionen; in schweren Fällen können sich sekundäre Hautinfektionen entwickeln.
Patienten und Patientinnen, die Methotrexat benötigen, sollen deshalb besonders auf einen guten Sonnenschutz achten und eine intensive UV-Licht-Exposition (Sonnenlicht während der Mittagszeit; Bräunungsstudios) meiden.

Mitteilung der britischen Arzneimittelbehörde: Methotrexate: advise patients to take precautions in the sun to avoid photosensitivity reactions

  • Akute Sinusitis bei Kindern: Co-Amoxiclav (Augmentin® u.a.) nebenwirkungsreicher und nicht wirksamer als Amoxicillin
  • Verfasst von: Urspeter Masche
  • Datum: 5. März 2024

Bei einer akuten Sinusitis lassen sich in zwei Dritteln bis drei Vierteln der Fälle Bakterien nachweisen; in den USA zum Beispiel werden aber 85% der Kinder mit einer Sinusitis mit einem Antibiotikum behandelt. Die häufigsten Erreger einer bakteriellen Sinusitis sind Streptococcus pneumoniae, Haemophilus influenza und Moraxella catarrhalis. Da Moraxella fast immer und Haemophilus häufig eine Betalaktamase bildet, wird als Antibiotikum in vielen Fällen Co-Amoxiclav (Amoxicillin in Kombination mit Clavulansäure als Betalaktamasehemmer) empfohlen. Wie nun eine Kohortenstudie zeigte, in der die Daten von über 320'000 Kindern und Jugendlichen ausgewertet wurden, scheint jedoch Co-Amoxiclav im klinischen Alltag keinen Vorteil gegenüber einer alleinigen Therapie mit Amoxicillin zu haben. Die Häufigkeit eines sogenannten Therapieversagens – Notwendigkeit einer Zweitbehandlung mit einem anderen Antibiotikum bzw. einer Spital- oder Notfallbehandlung – war bei Co-Amoxiclav und Amoxicillin praktisch gleich (1,7% gegenüber 1,8%; RR 0,98 [0,92–1,05]). Signifikant höher lag bei Co-Amoxiclav aber das Risiko einer gastrointestinalen Nebenwirkung und eines Hefepilzinfektes.

Volltext der Studie aus dem JAMA: Treatment Failure and Adverse Events After Amoxicillin-Clavulanate vs Amoxicillin for Pediatric Acute Sinusitis