Selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRI): Der Lack blättert ab
- Verfasst von: Urspeter Masche
- Datum: 9. Dezember 2005
Ein Essay, in der Internetzeitschrift "PloS Medicine" publiziert, räumt mit gängigen Vorstellungen auf, die wir mit SSRI verbinden. Es sei eine verbreitete Meinung – die auch besonders in der Werbung der Pharmafirmen gepflegt werde –, dass Depressionen und gewisse andere psychiatrische Erkrankungen auf einem durch SSRI korrigierbaren Serotoninmangel oder Neurotransmitter-Ungleichgewicht beruhen würden. Ergebnisse der modernen Gehirnforschung lassen indessen vermuten, dass die Mechanismen viel komplexer und noch wenig verstanden sind. Der Rückschluss, die Wirksamkeit von SSRI bei Depressionen sei ein Beleg für die Serotoninmangel-Hypothese, erscheine zwar naheliegend, sei aber logisch falsch. Dazu komme, dass die antidepressive Wirkung von SSRI wahrscheinlich ebenfalls zu relativieren ist: wenn man alle Vergleichsstudien analysiert, also auch diejenigen, die nicht veröffentlicht, sondern nur den Arzneimittelbehörden zur Verfügung gestellt wurden, findet man bei mehr als der Hälfte keine signifikanten Unterschiede zwischen Antidepressivum und Placebo.
Volltext des Essays:
http://medicine.plosjournals.org/perlserv/?request=get-document&doi=10.1371/journal.pmed.0020392
http://www.infomed.org/bad-drug-news/bdn177.html
http://www.infomed.org/bad-drug-news/bdn51.html
Copyright © 2024 Infomed-Verlags-AG